
Nebenberufliche Selbstständigkeit - Bedeutung und Voraussetzungen
Die nebenberufliche Selbständigkeit hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Laut KfW Gründungsmonitor vom Mai 2020 waren im Jahr 2019 rund 62 % aller Existenzgründungen auf einen Nebenerwerb ausgerichtet. Das weist auf ein großes Interesse an dieser Gründungsform hin.
Das sind gute Gründe sich genauer mit der nebenberuflichen Selbständigkeit zu beschäftigen. In zwei Blogartikeln wird es deshalb um die nebenberufliche Selbstständigkeit gehen.
Nebenberuflich selbstständig – Bedeutung und Voraussetzungen
In diesem ersten Teil der Blogserie geht es um die Bedeutung und Voraussetzungen der nebenberuflichen Selbstständigkeit.
Sie gewinnen einen Überblick zur nebenberuflichen Selbständigkeit. Sie erfahren, was eine nebenberufliche Selbständigkeit bedeutet und welche Voraussetzungen für den Gründungserfolg wichtig sind. Thema werden deshalb auch der Businessplan und das Geschäftsmodell sein, weil sie auch für die Gründung im Nebenerwerb eine wichtige Rolle spielen.
Im zweiten Teil dieser Blogserie wird es dann um wichtige Formalitäten und die Sozialversicherung in der nebenberuflichen Selbstständigkeit gehen.
Merkmale der nebenberuflichen Selbstständigkeit
Was unterscheidet die nebenberufliche Selbstständigkeit von der hauptberuflichen Selbstständigkeit?
Es gibt im Wesentlichen zwei Merkmale, die den Unterschied zwischen nebenberuflicher und hauptberuflicher Selbstständigkeit ausmachen:
der zeitliche Aufwand und die wirtschaftliche Bedeutung
zeitlicher Aufwand
Eine nebenberufliche Selbstständigkeit wird (laut Gesetzlicher Krankenversicherung, GKV) vermutet, wenn der Zeitaufwand für die selbstständige Tätigkeit weniger als 20 Stunden pro Woche beträgt. Ist der Zeitaufwand mehr als 20 Stunden, wird eine hauptberufliche Selbstständigkeit vermutet.
wirtschaftliche Bedeutung
Eine nebenberufliche Selbstständigkeit wird (laut GKV) vermutet, wenn das Einkommen durch die selbstständige Tätigkeit nicht als Hauptquelle zur Bestreitung des Lebensunterhalts dient. Dient das Einkommen als Hauptquelle zur Bestreitung des Lebensunterhalts, wird eine hauptberufliche Selbstständigkeit vermutet.
In den meisten Fällen wird die Selbstständigkeit im Nebenberuf außerdem neben einem Arbeitnehmerverhältnis ausgeübt.
Das regelmäßige Einkommen durch den Hauptjob sichert dabei den Lebensunterhalt und schafft wirtschaftliche Sicherheit. Das nimmt auch den Druck, mit der eigenen Idee sofort erfolgreich zu sein und ausreichend Einnahmen erzielen zu müssen.
Dieser bedeutsame Unterschied zur hauptberuflichen Selbstständigkeit ist gleichzeitig einer der wichtigsten Gründe, sich für die Selbstständigkeit im Nebenberuf zu entscheiden.
Beweggründe für die Selbstständigkeit im Nebenberuf
Das Hauptmotiv, ein Unternehmen nebenberuflich zu gründen, liegt in der größeren Sicherheit durch das vorhandene, regelmäßige Einkommen.
Weitere Beweggründe für die nebenberufliche Selbstständigkeit sind:
- ein zweites berufliches Standbein aufbauen und damit das vorhandene Einkommen aufzubessern.
- die Möglichkeit nutzen, eine Geschäftsidee erstmal zu testen, bevor man sich ausschließlich darauf konzentriert.
- die nebenberufliche Selbständigkeit als Einstieg für eine zukünftige hauptberufliche Selbstständigkeit nutzen.
- nicht genügend zeitliche und andere Ressourcen für eine hauptberufliche Selbstständigkeit.
Weitere Beweggründe für die nebenberufliche wie auch für die hauptberufliche Selbstständigkeit sind:
- eigene Ideen verwirklichen, Chancen wahrnehmen
- selbstbestimmt arbeiten und dabei selbst entscheiden, wie, wo und wann etwas getan wird
- mehr Motivation, Befriedigung und Erfüllung bei der Arbeit
- Anerkennung als selbständige Unternehmerin oder selbstständiger Unternehmer
- Verantwortung für sich selbst und andere übernehmen
- wirtschaftliche Sicherheit schaffen und mit der Selbständigkeit seinen eigenen Arbeitsplatz sichern
Voraussetzungen & Erfolgsfaktoren einer nebenberuflichen Selbstständigkeit
Die nebenberufliche Selbständigkeit erfordert, wie auch die hauptberufliche Selbstständigkeit, vollen Einsatz der Gründerinnen und Gründer.
Einige Voraussetzungen sind besonders wichtig für den Erfolg.
Gute Vorbereitung und Planung
Die Gründung muss gut vorbereitet werden. Es gibt viele Dinge zu durchdenken, zu planen und zu organisieren.
Dabei helfen der Businessplan und das Geschäftsmodell, worum es in diesem Artikel später gehen wird.
Persönliche Voraussetzungen
Es gibt einige persönliche Eigenschaften, die eine Gründerin oder ein Gründer mitbringen sollte.
Wichtige persönliche Eigenschaften als Gründerperson sind:
Ehrgeiz
Ehrgeiz bedeutet ein ausgeprägtes Streben nach persönlichen Zielen, wie Leistung, Erfolg und Anerkennung.
Einsatzbereitschaft
Einsatzbereitschaft steht für die Bereitschaft, sich für die Erreichung von Zielen oder Lösung von Problemen einzusetzen.
Risikobereitschaft
Risikobereitschaft bedeutet, bei einer Entscheidung ein Risiko zu akzeptieren bzw. einzugehen. Es bedeutet, trotz möglicher negativer Auswirkungen den Schritt zu wagen, um eine Chance zu nutzen. Wer dazu nicht bereit ist und Risiken grundsätzlich vermeiden will, der lässt auch viele Chancen womöglich ungenutzt verstreichen.
Belastbarkeit
Ein eigenes Unternehmen gründen ist auch mit viel Stress sowie körperlicher und seelischer Anstrengung verbunden, und das nicht nur in der Anfangszeit. Erfolgt die Gründung nebenberuflich neben dem Hauptjob, bedeutet das natürlich ein deutliches Mehr an Arbeit und Stress.
Es ist daher wichtig, auch mit Zeitdruck, Rückschlägen, Konflikten oder Versagensängsten umgehen zu können.
Durchhaltevermögen
Durchhaltevermögen bedeutet, mit Geduld, Ausdauer und Beharrlichkeit auf ein Ziel hinzuarbeiten. Es ist die Fähigkeit, auch schwierige
oder kraftraubende Situationen durchzustehen, weiterzumachen und nicht aufzugeben.
Kreativität
Kreativität ist die Eigenschaft, mit Fantasie und gestaltend zu denken und zu handeln. Sie beinhaltet das Erkennen, Analysieren und
das zielgerichtete, kreative Suchen nach Lösungen für Probleme.
Verantwortungsbewusstsein
Verantwortungsbewusstsein zeigt sich in der Fähigkeit und dem ständigen Streben, den eigenen Pflichten bestmöglich nachzukommen.
Ein verantwortungsbewusster Mensch ist ebenso bereit, für die Konsequenzen des eigenen Verhaltens gerade zu stehen und
die Verantwortung zu tragen.
Kaufmännische Kenntnisse als Voraussetzung
Grundlegende kaufmännische Kenntnisse sollten, neben den persönlichen Eigenschaften, unbedingt vorhanden sein. Dazu gehören insbesondere Basiswissen, in Bezug auf die Buchführung, Kostenrechnung und Kalkulation zur Preisgestaltung.
Mangelndes kaufmännisches Grundwissen ist einer der häufigsten Gründe dafür, dass Selbstständige scheitern.
Der Businessplan für die nebenberufliche Selbstständigkeit
Ein Businessplan (Geschäftsplan) gehört zu jeder Gründung. Egal ob haupt- oder nebenberuflich, jede Gründerin und jeder Gründer sollte einen Businessplan erstellen.
Der Businessplan dient nicht nur zur Vorlage bei Banken oder Investoren, sondern ist vor allem auch Fahrplan für das zukünftige Unternehmen. Die Erstellung eines Businessplans zwingt einen sich mit allen wichtigen Fragen zu beschäftigen, die entscheidend für eine erfolgreiche Gründung sind.
Businessplan-Inhalte
Der Businessplan beinhaltet immer einen Textteil, den Finanzplan und häufig auch einen Anhang.
Textteil
- Zusammenfassung
- Beschreibung des Geschäftsmodells
- Leistungs- und Produktportfolio mit Kundennutzen und Alleinstellungsmerkmal
- Zielmarkt, Marktanalyse & Wettbewerbsanalyse
- Marketing & Vertrieb
- Unternehmen & Organisation (Gründer/in, Personal, Partner & Lieferanten, Standort)
- SWOT-Analyse (Analyse der Stärken & Schwächen, Chancen & Risiken)
Finanzplan
Der Finanzplan ist einer der wichtigsten Bestandteile eines Businessplans. Im Mittelpunkt stehen darin die Umsatz- und Kostenplanung, die Liquiditätsplanung sowie die Gewinn-und-Verlustrechnung. Der Finanzplan zeigt auf, ob ein Unternehmen wirtschaftlich ist.
Anhang
Im Anhang werden die Inhalte des Businessplans zum Beispiel um Qualifikationsnachweise, Lebensläufe, Marktstudien oder Produktfotos ergänzt.
Das Geschäftsmodell im Businessplan
Jeder Gründer und jede Gründerin sollte sich Gedanken über das Geschäftsmodell machen. Dieses sollte dann auch im Businessplan beschrieben werden. Was ist ein Geschäftsmodell?
Ein Geschäftsmodell beschreibt, wie ein Unternehmen funktioniert. Es macht deutlich, welcher Nutzen auf welche Weise für Kunden und Partner erbracht wird. Ein Geschäftsmodell beantwortet die Frage, wie der erbrachte Nutzen in Form von Umsätzen an das Unternehmen zurückfließt. Der erbrachte Nutzen für Kunden und Partner ermöglicht eine Differenzierung gegenüber Wettbewerbern, die Festigung von Kundenbeziehungen und die Erzielung eines Wettbewerbsvorteils.“
Definition eines Geschäftsmodells, nach Daniel Schallmo (leicht abgeändert)
Das Geschäftsmodell zeigt also auf, wie ein Unternehmen für seine Kunden und Partner Nutzen schafft und dadurch einen eigenen Nutzen in Form von Umsätzen erzielt.
Business Model Canvas als Geschäftsmodell-Methode
Der Business Model Canvas nach Alexander Osterwalder ist eine der führenden Methoden, mit der Geschäftsmodelle entwickelt und beschrieben werden können. Es ist ein lebendiges, visuelles Modell, mit dem alle Elemente des Geschäftsmodells eines Unternehmens beschrieben und zueinander in Beziehung gesetzt werden können.
Der Business Model Canvas visualisiert neun Segmente eines Geschäftsmodells übersichtlich auf einem Blatt Papier oder Canvas – auf einer Leinwand:
Wertangebote (Value Proposition): Was ist das Wertangebot (das Produkt/die Dienstleistung), das Sie Ihren Kunden anbieten?
Welchen Vorteil bietet es für Ihre Kunden oder welche Probleme Ihrer Kunden löst es?
Kundensegmente: Wer sind Ihre wichtigsten Kunden / Zielgruppen? Welche Probleme und Bedürfnisse haben diese?
Kommunikations- und Vertriebskanäle: Wie erreichen Sie Ihre Kunden, wie machen Sie Ihr Unternehmen bekannt? Wie beliefern Sie Ihre Kunden?
Kundenbeziehungen: Wie pflegen Sie Ihre Kundenbeziehung? Gibt es persönliche Ansprechpartner? Wie gestalten Sie den Service?
Wie bleiben Sie mit Ihren Kunden in Kontakt?
Schüsselaktivitäten: Was ist zu tun, um Ihr Unternehmen am Leben zu halten? Was ist zu organisieren und welche Strategien sind zu verfolgen? Welche Arbeiten sind für die Kundengewinnung und die Kommunikation zu erledigen?
Schlüsselressourcen: Welche Mitarbeiter mit welcher Qualifikation sind erforderlich? Welche finanziellen Mittel, welche Patente sowie Büros, Lagerräume oder Produktionsanlagen sind erforderlich?
Schlüsselpartner: Welche Lieferanten und Partner mit entsprechendem Know-how und vorhandenen wichtigen Ressourcen brauchen Sie, damit Ihr Geschäftsmodell funktioniert?
Einnahmequellen: Wie und womit erzielen Sie Einnahmen? Durch den Verkauf von Produkten, Dienstleistungen oder Provisionen?
Kostenstruktur: Welche variablen Kosten, Einkauf von Material, Produkte für den Weiterverkauf fallen an? Was kosten Büro, Ladenlokal, Fahrzeug, Personal und Kundenakquise?
Der BMC hilft, die entscheidenden Informationen eines Geschäftsmodells zu erfassen und einen strukturierten Überblick zu gewinnen. So ist es möglich Schwachstellen und Potenziale des zukünftigen Unternehmens zu erkennen. Nicht zuletzt können so Lücken im Businessplan erkannt und geschlossen werden.
Vom Geschäftsmodell zum Businessplan
Der Business Model Canvas ist eine tolle und hilfreiche Ergänzung zum Businessplan.
Ein ausgearbeiteter Business Model Canvas schafft die ideale Grundlage, um daraus einen Businessplan abzuleiten. Denn die Inhalte des Business Model Canvas finden sich weitgehend auch in jedem Businessplan wieder.
Sie wünschen sich mehr Informationen zur nebenberuflichen Selbstständigkeit, zum Businessplan oder Geschäftsmodell?
Bald veröffentlichen wir den zweiten Teil unserer Blogserie zur nebenberuflichen Selbstständigkeit. Darin wird es um wichtige Gründungsformalitäten und die Bedeutung der Sozialversicherung gehen.
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