55 Geschäftsmodell-Muster

Geschäftsmodellinnovationen (GMI) fördern

Neue Geschäftsmodelle aus 55 Mustern?

Die Existenzsicherung, das oberste Ziel eines jeden Unternehmens, wird künftig durch Geschäftsmodellinnovationen (GMI) und nicht nur durch Produktinnovationen zu gewährleisten sein. Aufgrund dieser Einsicht haben Oliver Gassmann, Karolin Frankenberger und Michaela Csik 55 Muster von Geschäftsmodellen vorgeschlagen, die mit dem Business Model Navigator™ (BMN) zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle kombiniert werden können („Geschäftsmodelle entwickeln, 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator™“, 2013).

 

Die Entwicklung des Business Model Navigator™

Im Bewusstsein, dass es an gesicherter Erkenntnis fehlt, was unter einem Geschäftsmodell zu verstehen ist, haben die Autoren auf der Basis intensiver Arbeit von fünf Jahren im Rahmen der Aktionsforschung und von Beratungsprojekten eine Konstruktionsmethodik von GMI entwickelt und als St. Galler Business Model Navigator™ publiziert. Nach ihrer Auffassung „repräsentieren unsere analysierten Geschäftsmodelle den weitaus größten Teil aller in den letzten 50 Jahren erfolgreich entstandenen Geschäftsmodelle und zahlreiche Geschäftsmodellpioniere der letzten 150 Jahre. Nicht analysiert haben wir die erfolglosen Geschäftsmodelle.“

Im Ergebnis sollen 90 Prozent aller neuen Geschäftsmodelle auf den vorgeschlagenen 55 Mustern beruhen, die zur Entwicklung von GMI zu kopieren oder zu kombinieren seien.


Die statistische Analyse der Zahl 55

An den Textstellen, an denen die 55 Muster beschrieben werden, wird nirgends darauf eingegangen, woher die Zahl 55 in Verbindung zu den Mustern kommt. Es wird nur nebenbei erwähnt, dass in der interaktiven Business Model Navigator™ Software ca. 240 Geschäftsmodelle hinterlegt sind. Eine Verbindung wird nicht hergestellt, also auch nicht, dass die 55 Muster eine herausgefilterte Teilgruppe der 240 Muster sind.

Nach eigenen Angaben haben die Autoren des BMN nur die Geschäftsmodelle der Branchen Chemie, Pharma, Maschinenbau, Automobilzulieferer, Elektronik/Elektrik, Energie, Service, Software, Telekom, Automobil, Finanzdienstleistung und Bauindustrie untersucht. Es fehlen also noch weitere Branchen wie Unterhaltung (Fußball), Verlage (E-Books, E-Paper), und andere sowie die Wachstumsbranche Gesundheit mit E-Health. Werden sie hinzugenommen, steigt die Zahl der Geschäftsmodelle schnell an. Ob die 55 Muster dann noch als Filtergruppe angesehen werden können, ist nicht entschieden.


Die inhaltliche Analyse der Zahl 55

Die Festlegung auf die Zahl 55 sagt inhaltlich nichts darüber aus, ob die benannten 55 Muster von Geschäftsmodellen tatsächlich 90 Prozent aller Geschäftsmodelle vertreten.

Inhaltliche Überprüfung

Die 55 Muster müssen regelmäßig inhaltlich überprüft werden. Eine überschlägige Analyse hat ergeben, dass in den 55 Mustern mindestens fünf Muster zu viel enthalten sind.

Das durch die Digitalisierung entstandene Geschäftsmodell Crowdsourcing kann aufgespalten werden. Es ist ein Geschäftsmodell des Auslagerns von Leistungen an eine unbekannte Masse. Im Gegensatz zum Outsourcing, bei dem bezahlte Arbeit gegen Bezahlung ausgelagert wird, soll die Masse die Leistungen unentgeltlich erbringen.

Folgende drei Alternativen für Crowdsourcing kommen infrage:

1. Alternative: Austausch von professioneller bezahlter Arbeit gegen frei verfügbare oder gering vergütete Lösungen aus der Schwarmintelligenz.

2. Alternative: Einsammeln von kreativen Ideen zur freien Verwendung ohne Rücksicht auf Urheberrechte der Crowd.

3. Alternative: Crowdtesting.

Durch diese Aufspaltung bei Crowdsourcing sind aus den 55 Mustern der Geschäftsmodelle 57 Muster geworden.

Ebenfalls aufgespalten werden kann das im Zuge der Digitalisierung entstandene Geschäftsmodell Crowdfunding. Es erlebt gerade eine eigene GMI. Crowdfunding-Plattformen, die sich auf die Finanzierung von Existenzgründern spezialisiert haben, bieten den Gründern selbst Gründungsberatung an. Aus dem Geschäftsmodell der Finanzierung ist ein angeschlossenes Geschäftsmodell der Beratung geworden.

Die Aufspaltungen bei Crowdfunding sind im Einzelnen:

1. Reward-based Crowdfunding (Crowdfunding):
Diese Alternative ist vorzugsweise in der Kreativwirtschaft anzutreffen. Die Geldgeber erhalten je nach Größe der Einlage ein „Dankeschön“, das im Wert von einer Grußkarte bis zu einem Produkt reichen kann, also bei einem Buchprojekt ein Exemplar vom Autor.

2. Equitiy-based Crowdfunding (Crowdinvesting):
Die Geldgeber werden zu Investoren und erhalten gewinnberechtigte Unternehmensanteile. Der spätere Ausstieg ist Teil der Investition.

3. Lending-based Crowdfunding (Crowdlending):
Die Darlehen haben einen festen Zinssatz und eine bestimmte Laufzeit.

4. Donation-based Crowdfunding (Crowddonation):
Die Einlagen sind Spenden, da eine direkte Gegenleistung nicht beabsichtigt ist. Diese Alternative dient der Finanzierung wohltätiger Projekte.

Durch Aufspaltung des Musters Crowdfunding sind vier Muster, also drei Muster zusätzlich entstanden. Zusammen mit den zwei zusätzlichen Mustern des Crowdsourcing sind aus 55 Mustern 60 Muster geworden.

Problem der Überzähligkeit

Fünf Muster müssen also als Geschäftsmodelle ausscheiden, sofern die Zahl 55 unverrückbar ist. Das Problem kann auch so gelöst werden, dass Untergruppen aus den Mustern gebildet werden, damit die überzähligen Muster an andere angelehnt werden. So bleibt deren Inhalt für die Bestimmung von GMI erhalten.

Sollten neue Muster an Geschäftsmodellen hinzukommen, weil weitere Branchen untersucht worden sind, müssen sie inhaltlich mit den 55 Mustern verglichen werden. Die 90 Prozent-Quote ist jeweils zu beachten.


Erfahrungen mit den 55 Mustern

Theoretische Modelle, die für die berufliche Praxis entwickelt werden, sind nur so gut, wie sie sich erfolgreich umsetzen lassen. Theoretische Ungereimtheiten können unbeachtlich werden, wenn sie für die Praxis unbedeutend sind. Zwar haben die Autoren den BMN betont, dass die Entwicklung ihrer Konstruktionsmethodik von GMI auch auf Beratungsprojekten beruht; aber gerade deshalb scheint es sinnvoll, eine unabhängige Stimme der Praxis zur Beurteilung der 55 Muster zu Wort kommen zu lassen.

Der Einstieg in die 55 Muster

Bevor wir die 55 Muster einsetzten, „wurde in Workshops (für GMI) immer wieder der Wunsch und die Notwendigkeit nach mehr unterschiedlichen Beispielen als Inspirationsquelle laut.“ Seitdem ist diese Informationslücke durch den Einsatz der 55 Muster nachhaltig geschlossen. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass sich die 55 Muster in der Praxis bewährt haben. 

Die 90 Prozent-Hypothese

Zum Thema, ob Muster eingesetzt werden, die nicht in den 55 Mustern von BMN enthalten sind, lauten unsere Erfahrungen: „Nein, bis jetzt nicht.“ Diese Antwort ist zwar nur eine Momentaufnahme, die sich jederzeit ändern kann. Sie lässt aber die von den Autoren von BMN gegebene Einschätzung von 90 Prozent auf einen Erfahrungswert von 100 Prozent anwachsen.

Präferenzen für und Aversionen gegen die 55 Muster

Natürlich belegen unsere Erfahrungen auch Präferenzen und Aversionen bezüglich der Muster der Geschäftsmodelle. Sie sind allerdings nur statistischer Natur und geben mehr Aufschluss über die Kundenstruktur, deren Branchen und Teams in unseren Workshops.

Bevorzugt werden:

Aikodo, Razor und Blade, Cross Selling, Experience Selling Lock-In, Razor und Blade, Mieten statt Kaufen, Two-Sided Market, Long Tail, Digitalisierung, Flatrate, From Push-to-Pull und Pay per Use.

Aversionen bestehen gegenüber:

Auktion, Cash Machine, Fractionalized Ownership, Crowdfunding, Make more of it, Open Business Model, Open Source und Pay What You Want.

Die Antwort

Die 55 Muster der Geschäftsmodelle von BMN sind trotz theoretischer Anmerkungen in der Praxis sehr gut einsetzbar, um GMI zu evaluieren.


Das Angebot

Die Antwort ist zugleich unser Angebot an alle Unternehmen, insbesondere KMU und Existenzgründer, sie bei der Suche nach den passenden GMI zu unterstützen. Neben BMN kann auch das Business Model Canvas (BMC) bei der Arbeit in den Workshops mit den Teams der Firmen einbezogen werden. 

 

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